Zuckerkrankheit – Diabetes mellitus

Aus dem Altgriechischen übersetzt steht Diabetes mellitus für „honigsüßen Durchfluss“, da in der Antike die Diagnose mittels Geschmacksprobe des Urins der Erkrankten, in welchem ein Übermaß an Zucker ausgeschieden wird, festgestellt wurde.

Heute stehen der Medizin andere Methoden zur Verfügung, sobald ein Patient mit einem oder mehreren der folgenden Symptome in der Ordination vorstellig wird: häufiges Wasserlassen, starker Durst, Gewichtsverlust, Müdigkeit. Dann besteht der Verdacht auf Diabetes mellitus, eine Stoffwechselerkrankung, an der über 400.000 ÖstereicherInnen leiden, und die immer häufiger wird. Ein Diabetes zeigt sich dem Arzt durch erhöhte Blutzuckerwerte sowie vermehrte Zuckerausscheidung im Urin. Zur Langzeitkontrolle kann der Blutwert HbA1c bestimmt werden, der den Blutzuckerspiegel der letzten 8 Wochen widerspiegelt.

Ursache des Diabetes ist eine nicht ausreichende Wirkung des Hormons Insulin an Leber-, Muskel- und Fettzellen. Insulin wird von den b-Zellen der Langerhans-Inseln in der Bauchspeicheldrüse produziert und an den Blutstrom abgegeben. Dieses wichtigste blutzuckersenkende Hormon unseres Körpers hält im Wechselspiel mit anderen Hormonen unseren Blutzuckerspiegel im Normalfall auf 60 bis 100 mg/dl. Wenn nun die oben genannten Gewebe auf Insulin vermindert ansprechen, besteht ein Typ-2-Diabetes. Diese häufigste Form des Diabetes entwickelt sich in der Regel erst später im Laufe des Lebens und wird daher vereinfacht oft als „Altersdiabetes“ bezeichnet. Er geht nicht selten mit wenig körperlicher Aktivität, falscher Ernährung und daraus folgendem Übergewicht sowie Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen einher und gilt in der westlichen Welt als die „Zivilisationskrankheit“ schlechthin.

Beim weit selteneren Typ-1-Diabetes werden die b-Zellen der Bauchspeicheldrüse durch fehlgesteuerte körpereigene Antikörper zerstört und können daher kein Insulin produzieren. Diese Form des Diabetes tritt fast immer bereits im Kindes- oder Jugendalter zutage, und die Betroffenen sind ihr Leben lang auf Insulinzufuhr von außen angewiesen. Eine genetische Veranlagung zum Diabetes ist wohl bei all seinen Ausprägungen zumindest mitverantwortlich für einen Ausbruch.

Ein nicht oder unzureichend behandelter Diabetes gefährdet die Gesundheit eines Menschen in hohem Maße. Aufgrund der permanent erhöhten Menge des im Blut zirkulierenden Zuckers werden sowohl andere Blutbestandteile als auch die Gefäßwände verändert. So kommt es, dass große und kleine Gefäße etwa im Gehirn, in den Augen oder Nieren sowie auch die Koronararterien des Herzens verstopfen können. Die daraus folgenden Komplikationen wie Erblindung und dialysepflichtige Niereninsuffizienz und der Diabetes als großer Risikofaktor zur Entwicklung von Herzinfarkten und Schlaganfällen machen ihn zu einer sehr ernstzunehmenden Erkrankung.

Die wichtigste Waffe gegen den Diabetes mellitus ist eine Umstellung des Lebensstils, also Sport und gesunde Ernährung. Medikamentös kann der Blutzucker dann durch oral einzunehmende sog. Antidiabetika behandelt werden. Im äußersten Falle und bei Typ-1-Diabetes von Anfang an muss der Körper mit von außen zugeführtem Insulin, das durch Injektions-Pens ins Unterhautfettgewebe verabreicht wird, versorgt werden. Der Therapieerfolg sollte beim Insulinpflichtigen Diabetes immer mit regelmäßigen Blutzuckermessungen, die einfach und von jedem Patienten selbst zu Hause durchgeführt werden können, kontrolliert werden.

Diabetes ist in der westlichen Welt seit 20 Jahren die häufigste Erblindungsursache, daher sollten Diabetiker zwecks Kontrolle zumindest einmal pro Jahr einen Augenarzt aufsuchen. Weiters können verstopfte Gefäße in den Füßen zu deren schlechter Blutversorgung und somit zu verzögerter Wundheilung führen. So können auch kleine Verletzungen für Diabetiker problematisch werden. Gutes Schuhwerk und regelmäßige Inspektion der Füße sind zur rechtzeitigen Erkennung offener Hautstellen unerlässlich, um rechtzeitig eine Wundbehandlung einzuleiten und sog. „Diabetikerfüßen“ mit schlecht heilenden Defekten vorzubeugen. Der Knöchel-Arm-Index ist ein einfaches medizinisches Verfahren, mit dem einmal pro Jahr die Durchgängigkeit der Arterien in den Beinen überprüft werden sollte. Zusätzlich sollten Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck oder eine Fettstoffwechselstörung gut behandelt sein. Nur so ist ein Fortschreiten des Diabetes und seiner schwerwiegenden Komplikationen zu verlangsamen und eine gute Lebensqualität zu erreichen.

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